Erinnerung an den 8. Mai 1945

Geschrieben in GymBo aktuell am
Am Freitag ist der 75. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1945. Wir möchten auf diesem Wege an diesen Tag erinnern, auch wenn dies kein Ersatz sein kann für eine von uns bereits angedachte Gedenkveranstaltung in der Schule, wo wir auch – gemäß unserem Auftrag und Selbstverständnis als Lehrerinnen und Lehrer dieser Fächer - im Unterricht diesen besonderen Tag zum Thema gemacht hätten.

„Der 8. Mai ist ein tiefer historischer Einschnitt, nicht nur in der deutschen, sondern auch in der europäischen Geschichte. Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“

So sprach Richard von Weizäcker, Bundespräsident von 1984-1994, in seiner berühmten Rede im Bundestag 1985.

Das war damals noch keineswegs selbstverständlich und es war mehr als eine historische Feststellung. Es war ein Statement, eine politische Einordnung, die den Bürgern des Landes klarmachte, dass die Niederlage und Kapitulation Deutschlands bei aller Trauer um die gefallenen deutschen Soldaten und die Opfer unter der Zivilbevölkerung vor allem eins war: die Befreiung vom Faschismus, der Ursache allen Unheils war, das Nazi-Deutschland über Europa und weite Teile der Welt gebracht hatte.

Der erste Satz des Grundgesetzes der 1949 neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland lautet:

„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

Ein Satz, eine Lehre  –  gezogen aus der Geschichte  –  Verpflichtung für Regierende und Regierte. Dazu Weizäcker:

„Vier Jahre nach Kriegsende, 1949, am 8. Mai, beschloss der Parlamentarische Rat unser Grundgesetz. Über Parteigrenzen hinweg gaben seine Demokraten die Antwort auf Krieg und Gewaltherrschaft im Artikel 1 unserer Verfassung: „Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt. Auch an diese Bedeutung des 8. Mai gilt es heute zu erinnern.“

Daraus entwickelte sich unsere Demokratie   –   trotz ihrer Schwächen und Mängel im Einzelnen   –   eine Staats- und Regierungsform, die auf der Freiheit und Verantwortung mündiger Bürger basiert. Sie ist die Grundlage unseres Bildungssystems und damit auch eine Verpflichtung, die all unseren Bemühungen zu lehren und zu lernen vorangestellt ist.

Als Schule und Institution der Bildung und Erziehung erscheint es uns angemessen  –  ja geboten  –  auch in diesen besonderen Zeiten, in denen die Corona-Krise das Land, Europa und die Welt erfasst hat, diesem Ereignis unsere Aufmerksamkeit zu schenken.

Für uns als Schule also Grund genug am 8. Mai 2020 an den Tag der Befreiung vom Faschismus zu erinnern, der nach 12 Jahren ein zerstörtes Europa mit vielen Millionen Toten sowie zerstörte und verstörte Seelen auch und gerade in Deutschland hinterließ.

Die Erinnerung an den Tag der Befreiung als Deutsche und zugleich als Europäer könnte uns immun machen gegen einen anderen gefährlichen Virus, den der Menschenverachtung, des Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus.

Viele junge Menschen  –  darunter auch Schülerinnen und Schüler unserer Schule  –  nahmen ihre Verpflichtung als mündige Bürger unserer Demokratie ernst und erinnerten uns in den vergangenen Monaten daran, wie dieser Satz ganz aktuell verstanden werden kann: als Einsatz gegen eine andere drohende Menschheitskrise und für eine lebenswerte Welt auch für künftige Generationen. Ein Hoffnungszeichen „for future“.

Schule der Zukunft   –   als solche wäre das Gymnasium Borghorst im Juni ausgezeichnet worden wegen des Engagements von Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern sowie Eltern für eine Bildung im Sinne der Nachhaltigkeit, bei der es um Verantwortung für Mensch und Natur in dieser Einen Welt geht.

Erinnerung bewahren und Zukunft gestalten ist Aufgabe von Schule und Bildung, auch in Zeiten, in denen wir neue ungewohnte Wege gehen müssen beim Lehren und Lernen.

 

Die Fachschaften Geschichte, Religion, Philosophie, Politik/Sozialwissenschaften vertreten durch Ulrike Aldrup, Christoph Borowetz, Kerstin Panhof und Marc Temming sowie der Schulleiter Dr. André Wenning für alle Kolleginnen und Kollegen.

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