Neue filmische Begegnungen – Filmprojekt über Heinrich Neuy

Geschrieben in GymBo aktuell am
Klaus Uhlenbrock begrüßte Schüler des Gymnasiums Borghorst im Steinfurter Kino, wo die Dokumentation über Heinrich Neuy zum ersten Mal gezeigt wurde. Bei den Dreharbeiten konnten die Filmemacher auf einige Originale aus dem Fundus des örtlichen Bauhaus-Museums zurückgreifen. Foto: Drunkenmölle, WN

Dass es immer noch neue Facetten gibt, Bauhaus-Künstler Heinrich Neuy und sein Lebenswerk einzuordnen, beweist der Film, den drei Oberstufenschüler des Gymnasiums Borghorst mit Filmemacher Klaus Uhlenbrock zum Jubiläum „100 Jahre Bauhaus“ produziert haben. Erstmals ist die Dokumentation jetzt im Steinfurter Kino vorgeführt worden. 

Wer Heinrich Neuy war, was ihn geprägt und angetrieben hat, wie gesellschaftlicher und politischer Wandel seine Ideen und sein Wirken beeinflusst und welche Bedeutung seine Arbeiten bis heute haben – viel ist darüber gesprochen und geschrieben worden. Dass es immer noch neue Facetten gibt, die dazu beitragen, den Bauhaus-Künstler und sein Lebenswerk einzuordnen, zu beschreiben und zu verstehen, beweist der Film, der jetzt Premiere gefeiert hat. Alex Jacob, Yannick Sandford, Erik Wenker und Anne Winzen, drei Oberstufenschüler und eine Lehrerin des Gymnasiums Borghorst, haben ihn gemeinsam mit dem Autor und Filmemacher Klaus Uhlenbrock produziert. Passend zum Jubiläum „100 Jahre Bauhaus “. Erstmals ist die Dokumentation jetzt im Steinfurter Kino vorgeführt worden. Als Premierengäste waren Lehrer und Mitschüler gekommen.

Die Dokumentation lebt im Wesentlichen von Menschen, die Neuy näher gekannt haben. Natürlich ist Hedwig Seegers, Neuys Tochter und Verwalterin seines Nachlasses, dabei. Sie zeichnet Stationen seines Lebenslaufs nach. Oder Bauhaus-Experte Martin Korda. Der Architektur-Professor der Fachhochschule Münster nimmt eine zeitgeschichtliche und kunsthistorische Einordnung der Bauhaus-Bewegung und ihrer Protagonisten wie Wassily Kandinsky, Ludwig Mies van der Rohe, Josef Albers oder Ludwig Hilberseimer vor. Sie haben Neuy geprägt und waren ihm ein Vorbild.

Den Menschen Heinrich Neuy, seinen Charakter, seine Vorlieben (etwa für knackig-frischen Grünkohl) oder seine Macken, etwa wenn er in seiner Werkstatt über Kunst, Politik, Gott und die Welt philosophierte, beschreiben sein erster Lehrling Josef Völker, eine weitere Auszubildende Gaby Schulze-Lohoff, Neuys Nachbar und Schreiner-Kollege Alfred Flügemann sowie Maria Guddorp aus dem Bekannten- und Kundenkreis. Sie geben sehr persönliche, manchmal sehr amüsante aber auch nachdenklich stimmende Eindrücke und Geschichten davon wieder, wie Neuy sich durch die Kriegswirren und Gefangenschaft gekämpft, zurück in Borghorst zu den Wurzeln des Bauhaus-Stils gefunden, sich dort mit seinem Betrieb wieder eine Existenz aufgebaut und lange um Anerkennung gerungen hat, und wie er, typisch Künstler, immer mal wieder knapp bei Kasse war.

Anschauliche Beispiele, Neuy zu verstehen, geben die Bilder, die er Gaby Schulze-Lohoff zur Geburt ihrer Kinder geschenkt hat. Farben und Formen haben schon damals trefflich deren spätere Charakterzüge ausgedrückt. Gleiches gilt für die Zusammenarbeit Neuys mit Buster Flood. Der Borghorster Komponist hat Neuys Bilder vertont, während sich der Maler von den Musikstücken zu bildhaften Kompositionen inspirieren ließ.

Alles in allem ein mit vielen Dokumenten angereichertes und mit Hilfe der Förderprogramms „Kultur und Schule“ realisiertes Projekt. Es bietet eine anschauliche Möglichkeit, den 2003 verstorbenen Künstler und Handwerker noch näher kennenzulernen. Und es regt dazu an, sich mit Neuy und dem Bauhaus weiter zu beschäftigen – etwa mit einem Besuch des nach ihm benannten Museums in Borghorst. Dort kann der Film auf CD auch für zehn Euro gekauft werden.

Artikel und Foto von  Dirk Drunkenmölle (aus der WN vom 30.11.2019)

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